Japan Bruder!

Endlich ist er da! Der lang- und heiß ersehnte erste Blogeintrag von Paul’s und Leo’s Reise in die große, weite Welt!
Die letzte von vier Wochen in Japan ist jetzt angebrochen und einerseits vergeht die Zeit super schnell, aber irgendwie auch nicht so richtig...Die erste Woche schien ewig! Tausend neue Eindrücke, eine komplett fremde Kultur und einlagiges Klopapier??  Aber dazu später.
Also erstmal von Beginn an. Am 14. September 2019 um 4 Uhr morgens begann für mich (Leo) die Reise nach 2 Stunden Schlaf und einem sehr langen und tränenreichen Abschied am Abend vorher. Noch ein letztes Mal dem Greifswalder Dom Winken und dann zuerst die Fahrt zum Berliner Flughafen, wo uns schon draußen auf dem Parkplatz Greta in ihrem Leoparden-Pelzmantel entgegen kam. Der Flug nach Moskau, noch zu dritt, verlief Problemlos (bis auf das Essen, welches geringfügig problematisch schmeckte). Nach dem Abschied für das nächste Dreiviertel Jahr, ging’s dann zu zweit weiter für Pauleo (unser cooler shipname der sich hoffentlich total durchsetzt). Die Schlaflosigkeit der letzten Nächte machten sich auf dem fünfstündigen Aufenthalt am Moskauer Flughafen ziemlich bemerkbar. Der Weiterflug nach Tokio verlief glatt, auch unser Gepäck hat’s geschafft. Vom Flughafen Narita mussten wir etwa eine Stunde Bus fahren und dann nochmal ein paar Minuten zum Hostel laufen. Total geplättet und übermüdet haben wir auch das geschafft, blöd nur, dass es in Japan erst 13Uhr war. Um dem Jetlag zu trotzen, haben wir uns noch eine ganze Weile wach gehalten und sind schonmal eine Runde durch die Gegend gegangen, auch auf der Suche nach Essen. Dann stießen wir auch schon auf das erste Geschenk Gottes, welches uns auf der ganzen Reise noch viel zur Seite stehen sollte: 7-Eleven. Der kleine, ranzige Laden an jeder dritten Straßenecke. Warum das so toll ist? Freies WLAN, abgefahrene Snacks und Getränke im Überfluss, aber zum Essen komm ich später noch. Gegen 19.30 Uhr haben wir den Tag dann auch geschafft und sind schlafen gegangen. Und wie wir schlafen gegangen sind! Tief und fest und lang. Und zwar 20 Stunden lang! Die ersten vier Tage haben wir erstmal noch in Tokyo verbracht, Sightseeing und erstmal ein bisschen die Lebensweise der Japaner kennenlernen und verstehen. Mit der U-Bahn kann man sich wirklich gut in der Stadt bewegen, anders kommt man auch nicht wirklich voran in dieser Riesen-Metropole. Außerdem ist das U-Bahn fahren dort auch noch relativ günstig! Ein 24-Stunden Ticket bekommt man hier für 600 yen, also umgerechnet 5 Euro. Sowieso, wenn man sich erst einmal in das U-Bahn System reingefunden hat, ist das fahren auch ein Fest! Bei einer Stadt mit über 38 Mio Einwohnern auf einer Fläche von nur ca. 14.000 Quadratkilometern (Hab ich das Wort ausgeschrieben, weil ich nicht weiß wie man die kleine 2 macht? Vielleicht.) und einfach keinen Mülleimern in der Öffentlichkeit, möchte man doch meinen, alles sei sehr verschmutzt und eklig, aber nö. Tokio ist dermaßen sauber und ruhig, es ist uns noch immer ein Rätsel. Vorallem kommt es einem in der Hauptstadt noch viel ordentlicher vor, als sonst überall im Land. In Shinjuku, dem so ziemlich größten, lautesten und hellsten Stadtteil Tokios, sind wir durch eine Unterführung gegangen und es hat nicht gestunken? Auch der Boden war sauber? Da fällt einem ja glatt das Onigiri aus der Hand..aber kein Problem! Man könnt’s ja einfach wieder aufheben und weiter essen! Wie gesagt: ein Rätsel. In unseren ersten paar Tagen haben uns viele dieser Kuriositäten noch sehr erstaunt, mittlerweile hat man sich dran gewöhnt, Bzw gelernt, die Japaner einfach nicht mehr zu hinterfragen. Wie zum Beispiel: Warum stehen in dieser dunklen Seitengasse im Menschenleeren Viertel sechs Getränkeautomaten nebeneinander? Oder: Warum kann ich Bananen nur einzeln und in Plastik verpackt kaufen? Oder: Warum springt Brot zurück in seine Form, wenn man es einmal auf die halbe Größe zusammendrückt? Naja, Japan halt...
Am 19. September haben wir uns dann vorerst von Tokio verabschiedet. Mit dem Japan-Rail-Pass ,unserem Zugticket, mit welchem wir nun für drei Wochen so ziemlich jeden Zug in Japan nutzen können, sind wir dann zuallererst mal mit Shinkansen nach Nagoya gefahren. Shinkansen oder auch Bullet-Trains, die Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen können, sind einfach geil! Wirklich unglaublich, welche Strecken man in nur ganz kurzer Zeit zurücklegen kann. Außerdem natürlich, wie alles in Japan, sauber, pünktlich und perfekt durchgeplant und organisiert. Leider scheint Nagoya die langweiligste Stadt Japans zu sein? Zwar die viertgrößte Stadt Japans, aber tun kann man da nix. Zum Glück waren wir dort auch nur auf Durchreise. Am nächsten Tag ging’s gleich weiter nach Kyoto, was scheinbar die so ziemlich schönste Stadt Japans zu sein scheint. Kyoto ist, als ehemalige Hauptstadt, immer noch eine der größten Städten mit vielen Einwohnern, jedoch auch großteils sehr traditionell japanisch. Man muss immer nur ein oder zwei mal mehr abbiegen und schon ist man in einer Seitengasse zwischen kleinen, fast schon klischeehaft japanischen Wohnhäusern. Außerdem ist Kyoto DIE Tempelstadt, was ein ziemlich gerechtfertigter Titel ist. An jeder dritten Straßenecke und jeder vierten Seitengasse ein kleiner oder teilweise ziemlich großer Tempel. Manchmal auch nur ein einzelner Schrein, unauffällig zwischen einem 7eleven und einem Starbucks. Neben der an sich schon wunderschönen Stadt gibt es in Kyoto und Umgebung auch einfach wirklich viel zu sehen! Der Fushimi-Inari Schrein, oder auch der Schrein der Tausend orangen Tore, ist wirklich Sehenswert! Als eine der Hauptattraktionen Japans ist das ganze leider zu Anfang sehr sehr überrannt von Touristen. Überall riesige Menschenmassen, Leute in Kimonos, die Amateur-Fotoshootings machen und sich in Rikschas durch die Gegend ziehen lassen, aber all das hat man auch an jedem anderen touri-Höhepunkt. Jedenfalls, sobald man erstmal die ersten 100 Meter überwunden hat, lichtet sich auch das Treiben der Menschen, denn die meisten gehen dort Tatsächlich nur hin, machen ihre 200 Fotos und gehen wieder, allerdings steckt hinter der Attraktion noch ein etwa 5 km langer Wanderweg auf die Spitze des Mt. Inari, ebenfalls durch unzählige orange Tore hindurch, und mindestens genauso spektakulär wie die ersten 100 Meter . Ein wirklich schöner Weg durch noch viel schönere Natur. Alle Landschaften, Schreine, Natur, Tempel und ähnliches mit kulturellem Wert sind einfach so wunderschön, das kann man weder beschreiben, noch Fotografieren, das muss man echt gesehen haben! Es wirkt fast schon wie eine künstliche Kulisse, doch dahinter steckt so viel Geschichte, Kultur und Natur, das vergisst man gerne.
Am nächsten Tag durften wir dann auch zum ersten mal die Ränder eines Taifuns ausbaden. Zwar war es immer noch warm, aber zurück im Hostel nach unserem Ausflug, waren wir dann auch einmal komplett durchnässt.
Der Imperiale Park in Kyoto ist ebenfalls sehr sehenswert! Ohne Eintritt kann man sich dort den riesigen, prunkvollen Kaiserpalast und die kunstvoll gestalteten Japanischen Gärten angucken. Der gesamte Park erstreckt sich über 1300 Meter Länge und 700 Meter breite, alles umfasst von einer langen Mauer. Auch der Palast und die Gärten innerhalb der Mauer sind nochmal von riesigen Mauern umgeben und geschützt. Nach Kyoto ging die Reise weiter nach Osaka für zwei Nächte. Die Hauptattraktion in Osaka ist die Burg, mit riesigem Park umher. 
Die Burg kann man dann auch besteigen und hat einen beeindruckenden Blick über die gesamte Stadt. Außerdem war im Osaka Museum of Fine Arts zur Zeit noch die Mary Ainsworth Collection. Eine Psychologin und begeisterte  Sammlerin von traditionellen japanischen Kunstdrucken, von Künstlern wie Katsushika Hokusai oder Utagawa Hiroshige (von dem ist „die große Welle vor Kanagawa“). Eine wirklich schöne Ausstellung, besonders, wenn man 400 yen beim Eintritt spart, weil man sich als 17 Jähriger High-School-Schüler durchschummelt. Nach Osaka sind wir dann nach Nara weitergezogen, wo es leider auch nicht viel mehr gibt, als die eine Hauptattraktion- den Deerpark, also Rehpark. Ein ganz normaler Park mit ein paar Schreinen, einem Tempel, einer Pagode und ein paar hundert Rehe, die dort, weder eingezäunt, noch betreut, herumlaufen, über die Straße gehen und in Blumenbeeten sitzen. Mit Nara hatten wir dann auch schon so ziemlich alle großen Städte der Hauptinsel Japans abgegrast. Leider hatten wir dann immer noch zwei Wochen Aufenthalt in Japan, aber da wir die Nordinsel Hokkaido und die Südinsel Kyushu aus Kostengründen bereits von unserer Reiseroute ausgeschlossen haben, gestaltete sich die weitere Reiseplanung dann doch etwas schwierig. Der Beschluss viel dann darauf, uns die nächste Woche in Osaka und Kyoto einzuquartieren und von dort aus Tagesausflüge mit dem Railpass zu machen. Und genau das haben wir dann auch gemacht.
Nach Hiroshima, zu der Atombomben Gedenkstätte, und in das Museum. Ein wirklich bedrückender Ort, aber sehr gut gemacht, auf jeden Fall einen Ausflug wert. Miyajima, die Insel in der Bucht von Hiroshima ist auch sehr hübsch nur leider total überrannt von Touristen, aber auch hier gilt, sobald man sich ein wenig von den Foto-Spots entfernt wird es auch wieder leerer und entspannter. Das Aushängeschild der Insel ist ein großes Tori (so heißen diese Orangen Tore, wie auch am Fushimi Inari, oder sonst auch überall in Japan), welches im Wasser steht, nur leider stand dies gerade unter Baumaßnahmen komplett eingepackt in einem Gerüst. 
Die restlichen Tage verbrachten wir dann damit, Tempel in der Umgebung anzusehen,  wird aber auch einfach nie langweilig denn jeder Tempel ist einzigartig und wunderschön. Jetzt sind wir wieder zurück in Tokio, da unser Flug nach Neuseeland auch schon in drei Tagen geht. Leider wird in Japan gerade alles unbezahlbar teuer, da jetzt langsam die Haupt-Urlaubssaison beginnt. Außerdem strömen Urlauber aus aller Welt gerade für die Rugby-WM nach Japan. Man kann wirklich zusehen wie die Preise steigen, besonders in den Hostels. Diese letzte Woche in Tokio müssen wir jeden Tag umziehen, da alle günstigen Hostels total ausgebucht sind und wir nur für je eine Nacht bleiben können. Schon blöd, aber naja, dafür sind wir bisher ziemlich günstig über die Runden gekommen. Morgen zieht dann ein mittelstarker Taifun über Tokio, und wir ziehen weiter ins nächste Hostel. 
Auf dem Plan für die nächsten zwei Tage steht dann auch nur noch Onsen, das traditionelle japanische Bad mit heißen Quellen, und noch ein letztes mal Ramen essen in Shinjuku, wo wir schon am Anfang der Reise waren.
Ramen (eine Nudelsuppe) bekommt man hier an einigen Ecken ziemlich günstig, wenn man nur die richtigen Läden findet. Der Schlüssel, um die besten Ramen zu finden: je höher der Ranz-faktor des Ladens, desto besser die Ramen. Ist zumindest unsere These, die sich im Laufe der Reise bestätigt hat. 

Am besten sitzt man direkt am Tresen, während man die Klimaanlage total im Nacken hat und zuschaut wie der Koch in Gummistiefeln und schweißgebadet die Nudeln und Frühlingszwiebeln mit bloßer Hand in die Brühe legt. Dann hast du den Nudel-Jackpot! Auch wenn sich dem deutschen Gesundheitsbeamten dabei der Magen umdrehen würde, aber besseres Essen findet man in keinem Restaurant. 
Überhaupt ist das Essen hier ein ziemliches Highlight der Reise. Wir ernähren uns relativ abwechselnd von Nudel- und Reisgerichten, aber langweilig wird’s nicht. Was uns auf jeden Fall auch fehlen wird, sind Onigiri. Dreieckige Reisbälle, in Algenblätter eingewickelt, mit unterschiedlichsten Füllungen, am häufigsten Lachs, Thunfisch oder eingelegte Pflaume. Ist keine ganze Mahlzeit, aber sättigt gut und eignet sich perfekt als täglicher Snack. 

Auf jeden Fall eine der besseren Erfindungen der Japaner, anders als alles was auch nur irgendwie in Richtung Gebäck geht. Gerade als Deutscher vermisst man doch sein Brot, und muss hier auf Toast zurückgreifen, das ist allerdings etwa dreimal so dick wie normales Toastbrot. Wenn man sich dran gewöhnt hat, ist es allerdings eigentlich gar nicht schlecht...Genau wie die Toiletten!
Japanische Toiletten sind ja sowieso nochmal ein ganz besonderes Erlebnis. Zum einen sind die meisten Klositze hier beheizt, was, wenn man sich von der Vorstellung gelöst hat, dass jemand direkt vor dir sehr lange auf Klo saß, eigentlich sehr angenehm ist! Das Klopapier ist in Japan generell nur einlagig, aber auch das hat einen Grund. Denn links neben der Klobrille befindet sich meist eine Bedienung für die Po-dusche und Privatsphären-Geräusche. 
Ich habe mich erst nach etwa einer Woche getraut, das Teil auszuprobieren, allerdings ist das auch ne Sache die ich eher nicht so zu Hause haben wollen würde...Aber generell sind die Toiletten in Japan fast überall ziemlich sauber, sogar die öffentlichen und dann auch noch Gratis! (Hab ich grad einen ziemlich fließenden Übergang vom Essen zu den Toiletten geschafft? Hell yes!) Überhaupt wird Hygiene in Japan groß geschrieben! Leider ein bisschen zu sehr, was dazu führt, dass hier echt alles in einem Übermaß an Plastik verpackt ist. Man kauft also seinen grünen Tee in der Plastikflasche, und sein Onigiri, welches in drei Schichten (!) Plastik eingepackt ist und kriegt an der Kasse, wenn man Pech hat, beides separat in zwei Plastiktüten eingepackt. Das tut echt weh aber ist nunmal meist echt schwer zu umgehen. Wenn man schnell genug ist, kann man noch die Tüte an der Kasse umgehen, allerdings endet das auch nur in sehr viel Verwirrung bei den Kassierern, die einem einfach wirklich dringend diese Plastiktüte geben möchten. Das Konzept „Glasflasche“ ist den Japanern sowieso fremd. 
Aber um das ganze hier mal abschließend zusammenzufassen: Liebe Mama(s), uns gehts gut, das Wetter ist schön und wir sind (größtenteils) nett zueinander. 
Wir freuen uns aufs nächste Kapitel und hoffen, dass alle weiterhin so problemlos verläuft.
Schlussfazit zu Japan: War schon schön!
Liebe grüße aus dem Land der aufgehenden Sonne, der tiefsitzenden Fahrradsattel und des teuren Bieres. 

Pauleo
Po-dusche (?)





Fushimi Inari



Pflaumenlikör aus dem Tetrapak

Bambi

Burg in Himeji


Warum Japan?? 

Gedenkstätte Hiroshima

Wir, in Paris


In Berlin mit Gredda


Burg in Osaka

Fotogen in Himeji

Waldbaden


Erfolgreich expandiert

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